Dahoam im Passauer Land
Regina Schmidtmayer
und die Kunst der Malerei
Die Künstlerin Regina Schmidtmayer
lebt mit ihrem Ehemann in Garham.
Einem kleinen Ort hoch über dem Donautal –
am Tor zum Bayerischen Wald. Dort entstehen
im Atelier der Malerin Zeichnungen aus Pastellkreide,
hin und wieder auch Ölmalereien oder Aquarelle. Im Passauer Land und
darüber hinaus ist die Künstlerin für ihre stimmungsvollen Werke bekannt.
„Mich hat es sehr fasziniert, wenn
mein Großvater gemalt hat“, sagt
Regina Schmidtmayer. Sie steht in
ihrem Atelier und legt ein Stück
rechteckigen Karton auf den Tisch.
Daneben stehen zwei Kästen mit
farbigen Kreiden bereit. Hinter der
Künstlerin wirft die Nachmittagssonne
ihre Strahlen herein. Regina
Schmidtmayer beginnt, mit Kohle
Umrisse auf den grauen Karton
zu zeichnen. Was wild aussieht, ist
wohlüberlegt. Gegenüber steht ein
Tischlein mit ein paar Rosen in einem
Krug, einer venezianischen
Maske und einigen alten Büchern.
Wir dürfen dabei sein, wenn die
Künstlerin ein Stillleben entstehen
lässt. Sie beherrscht verschiedene
Techniken. Begonnen hat Regina
Schmidtmayer mit Bleistiftzeichnungen.
Von klein auf hatte sie ihrem
Großvater über die Schulter geblickt,
und auch später ihrem Vater.
Die ganze Familie war von der Kunst
geprägt. Vielleicht hat man ihr die
Gabe in die Wiege gelegt, sinniert die
Künstlerin: „Ich denke schon, dass
man ein gewisses Talent braucht.“
Doch mit Talent ist es nicht getan.
Als Autodidaktin Anerkennung zu
finden, bedeutet Arbeit.



Beruf ist Berufung
Schon nach der mittleren Reife wollte
Regina Schmidtmayer Kunst studieren.
Doch ihr Vater meinte, sie sollte
ihr Leben auf solide Beine stellen. So
begann sie eine Ausbildung im Landratsamt. Fest das Ziel vor Augen, hatte
es die Garhamerin ein paar Jahre
später doch noch geschafft, von ihrer
Kunst leben zu können. Nach der
Geburt ihrer drei Kinder tauschte sie
den sicheren Job als Verwaltungsangestellte
gegen Malkurse. Zunächst
beim akademischen Maler und Grafiker
Karl Schöttner in Passau und
später bei Hermann Eller in Natternberg,
einem Meister der Stillleben,
Porträts und Landschaften. Nach der
ersten Ausstellung wurde die Leidenschaft
Schritt für Schritt zum Beruf.
Regionale und internationale Symposien
und Ausstellungen, etwa in
der Ukraine oder in Italien, folgten.
Davon zeugen viele Bilder in ihrem
Atelier. Sie zeigen italienische Gassen,
mediterrane Landschaften oder
detailgetreue Nahaufnahmen von
Fischmärkten. Genauso offenbaren
sich Werke von kargen Bäumen und
tristen Landstrichen in der Ukraine.
„Die damit verbundenen Erlebnisse
öffnen den eigenen Horizont und haben
mir gezeigt, dass die Kunst meine
Berufung ist. Tatsächlich eine Lebensbereicherung“,
schwärmt Regina
Schmidtmayer. Auch in die Münchner
Künstlergenossenschaft wurde
die Garhamerin aufgenommen und
durfte ihre Werke im Haus der Kunst
präsentieren. Mit gleich zwei Kulturpreisen
fand ihre Tätigkeit im Passauer
Land große Anerkennung.
Verwurzelt mit der Natur
Hier ist sie zuhause – beruflich und
privat. Obwohl die Künstlerin gerne
Malreisen unternimmt, spürt man,
wie verwurzelt sie mit ihrer Heimat
ist. In der Natur findet sie häufig Inspiration.
Während Regina Schmidtmayer
die Konturen für ihr Stillleben
fast fertig gezeichnet hat, erzählt sie,
wie gerne sie draußen malt. „In der
Natur brauche ich mich bloß umsehen,
dann finde ich unendlich viele
Motive. Jedes Ding ist malenswert“,
erklärt sie. Regina Schmidtmayer arbeitet
realistisch. Kaum oberflächlich
und selten abstrakt. „Es ist schön, mal
was Abstraktes zu malen, trotzdem
lande ich immer wieder beim Gegenständlichen.
Vielleicht weil es mir
besser liegt“, sagt die Künstlerin. Lieber
erfasst sie detailgetreu den Kern
eines dargestellten Objekts. Neben
der Aquarellmalerei versteht sie die
Ölmalerei, das Arbeiten mit Kreide
und Kohle, die Lithographie und das
Zeichnen mit Bleistift. Am liebsten
ist ihr jedoch die Pastellkreide. Diese
lässt sich auch im Alltag leicht einsetzen.
Man braucht weder Wasser noch
Lösungsmittel. Lediglich Fixativ. „Mit
Pastellkreide kann man ganz locker
arbeiten. Das Bild kann aussehen
wie eine einfache Zeichnung, aber
auch wie ein Gemälde“. Wenn sie ein
besonderes Motiv entdeckt hat, fährt
Regina Schmidtmayer oft mit ihrer
Ausrüstung nochmal hin und malt
es. „Die Margeriten da vorne sind mir
am Eingang zum Garhamer Friedhof
untergekommen. Diese schlichten
Blumen faszinieren mich. Da spürte
ich sofort eine Verbindung. Die brauche
ich, um zu malen. Da hab’ ich das
Gefühl, diese Objekte sind mir jetzt
im Herzen nah“, sagt sie und zeigt auf
ein Bild in ihrem Atelier. Das sei häufig
auch der Grund, warum sie sich
nur schwer von manchen Werken
trennen kann, lacht die Künstlerin.




„Rosenzeit“
Ihr Blick geht zurück zum Stillleben.
„Jetzt lege ich die Grundfarbe
fest“, sagt sie und nimmt eine braune
Kreide zur Hand. Zunächst koloriert
sie den Krug, in dem die Rosen stehen.
Wischt mit der rechten Hand.
Sorgt mit einer dunkleren Kreide für
Schattierungen, überlegt kurz und
greift zu einer gelben Kreide. Diese
lässt sie über die Rosen gleiten.
Drückt mal stärker an, gibt orange
dazu und verwischt die Übergänge.
Das sieht man an ihren Händen.
„Man wird ein bisschen farbig, aber
das lässt sich abwaschen“, sagt die
Künstlerin. Sie arbeitet mal an den
Blumen, mal an den Büchern. Wenn
eine Farbe zu sehr in den Vordergrund
rückt, bringt sie eine andere
stärker ein. Verschiedene Nuancen
werden sichtbar. So sorgt Regina
Schmidtmayer für eine abwechslungsreiche
Stimmung. „Bei diesem
Stillleben ist es wichtig, sich auf das
Wesentliche zu beschränken. Der
Gesamteindruck zählt, nicht das
kleinste Detail“, so die Expertin. Und
der gelingt ihr. Was leicht und locker
von der Hand geht, ist richtige Arbeit
und verlangt Konzentration. Nach
etwa einer Stunde betrachtet Regina
Schmidtmayer ihr Werk. Schüttelt
einzelne Pigmente ab und fixiert die
Kreide mit Fixierspray. Eine Aerosol-
Wolke hüllt die Künstlerin und
ihr neuestes Werk ein. Es trägt den
Titel „Rosenzeit“. Passend zu diesem
Juni-Nachmittag.
Farbig, nicht bunt
Ihre Werke sind farbenfroh, aber
nicht bunt. „Die Farbgebung muss
harmonisch und natürlich sein. Jeder
Künstler hat seine eigene Farbpalette.
Der eine malt sehr kräftig und
leuchtend. Der andere nimmt lieber
leichte Farbtöne. Was mir gut tut,
sind weiche, erdige Farben“, erklärt
die Autodidaktin. Jedes Bild gibt es
nur einmal. Ein zweites Mal klappt
es nicht. „Da könnte ich mich oft ärgern“,
lacht sie. Auch Unterbrechungen
mag sie nicht gerne. Am liebsten
zieht sie durch, fängt an und malt
das Bild fertig. Auf die Uhr schaut sie
dabei nicht. Regina Schmidtmayer
geht zu einem Bild von einer detailgetreu
gezeichneten Fliege. Als sie es
hochhält, erzählt sie, dass das Werk
binnen weniger Minuten entstanden
sei. Andere dagegen bräuchten
mehrere Stunden. So haben sich
in den letzten 35 Jahren unzählige
Werke mit unterschiedlichen Motiven
angesammelt. „Am Anfang
malt man sehr detailliert. Mit der
Zeit wird man ein bisschen lockerer.
Dann geht es vielleicht auch ins Expressive.
Das entwickelt sich“, so die
Künstlerin. An der Volkshochschule
bringt sie anderen Menschen das
Malen näher. Unter ihrer Anleitung
werden klassische Stillleben, Blumenstillleben,
Landschaften und
Porträts gemalt. Um es wirklich zu
beherrschen, sollte man am Ball bleiben.
„Man muss schon viel arbeiten,
um weiterzukommen“, sagt sie. Sich
auf ihren Lorbeeren auszuruhen,
kommt für Regina Schmidtmayer
auch als etablierte Künstlerin nicht
in Frage. „Ich denke immer: Was
könnte ich besser machen? Diese
Unzufriedenheit nervt manchmal,
ist aber wichtig, um nicht stehen zu
bleiben“, bekräftigt sie.
Mit der Kunst hat sie auch ihren Ehemann
Walter angesteckt. Er schafft in
seiner Freizeit Skulpturen aus Holz,
Stein, Glas oder Metall. Sie zieren den
Garten der Familie. Ein Kleinod, das
sich das Ehepaar in den vergangenen
Jahren geschaffen hat und immer
wieder zur Inspiration heranzieht.
Dort, wo bereits ihr Großvater und
Vater gemalt haben, konnte Regina
Schmidtmayer ihre Leidenschaft
zum Beruf machen. Ihre Liebe zur
Malerei gibt sie hoffentlich auch an
ihre Enkelkinder weiter.

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